Alle reden über Orange Wein, aber was ist das?
Orange Weine gibt es schon sehr lange, sind aber erst seit wenigen Jahren in aller Munde. Manche nennen sie "Amber-Weine", andere "Maischevergorene Weißweine" andere "Orange Wein" alle meinen jedoch damit Wein der aus weißen Trauben hergestellt wird, wo bei der Gärung die Maische für eine gewisse Zeit im Saft gelassen wird. Dadurch entwickelt sich ein Wein der in der Farbe hellgelb bis bernsteinfarben ist.
Woher kommt Orange Wein?
Der erste Orange Wein wurde vermutlich im Kaukasusgebirge, im heutigen Georgien, vor ungefähr 8000 Jahren hergestellt. Da sich Wissenschaftler bis heute nicht sicher sind, woher Wein überhaupt stammt und wie lange es ihn gibt, kann es sein, dass Orange Wein zeitlich dem Weißwein voranging (warum wird euch beim weiteren Lesen klar). In Georgien, das manche auch als Ursprungsland des Weines insgesamt vermuten, werden Orange Weine in Quevris, großen im Boden vergrabenen Tonamphoren, hergestellt. Auch diese Methode wird vermutlich schon seit 4000 - 5000 Jahren angewendet. Seit einigen Jahrhunderten gibt es Orange Wein auch in Slovenien und Nordosten Italiens, nahe der slovenischen Grenze. In den letzten Jahrzehnten, haben Winzer überall auf der Welt wieder angefangen, Orange Weine zu produzieren, verstärkt zum Beispiel im Elsass, Tschechien, teilen von Spanien und Italiens.
Wie wird Orange Wein hergestellt?
Es gibt rote und weiße Trauben, aber...
Um zu erklären was Orange Wein ist und wie er hergestellt wird müssen wir erst erklären wie Rotwein und Weißwein hergestellt werden. Der Saft von weißen und roten Trauben ist in den meisten Fällen weiß. Rotwein bekommt seine Farbe und Tannine nicht aus dem Saft, sondern der Maische, dem Gemisch aus all dem, was beim Pressen nicht Saft ist: Schale und Kerne. Die Farbstoffe und Tannine werden bei der Gärung mit der Maische ausgelöst und gehen mit in den Wein ein. Das heißt ganz einfach dass Winzer beim herstellen von Weißwein die weißen Trauben nach der Ernte direkt auspressen, und dieser Saft gärt dann alleine in einem Tank. Um Rotwein herzustellen, werden die roten Trauben zunächst leicht gequetscht, damit dieses Gemisch aus Saft und Maische gemeinsam gärt und sich Farbstoffe und Tannine aus der Maische lösen, und in den Saft übergehen. Dieser Prozess nennt wird Mazeration genannt. Danach werden auch diese Trauben gepresst, und somit die Maische von dem, mittlerweile roten, Saft getrennt. Der Prozess bei der Herstellung von Rosé ist übrigens der Gleiche, wie bei Rotwein. Die Maische wird bei der Gärung bei Rosé nur viel kürzer am Saft gelassen als bei Rotwein, meist nur 12-24 Stunden. Bei Rotwein mazeriert der Wein manchmal bis zu 20 Tagen, üblicher sind aber 4-7.
Weißer Wein aus roten Trauben
Manchmal sieht man Französische Weine mit der Aufschrift "Blanc de Noir", also "weiß aus schwarz" - womit ein weißer Wein gemeint ist, der aus Rotweintrauben hergestellt wird. Weißer Champagner wird zum Beispiel oft aus Pinot Noir (Spätburgunder) und Pinot Meunier, beides rote Trauben, hergestellt. Wie oben beschrieben werden diese Trauben dann nach der Weinlese direkt gepresst ohne dass sie mazerieren. Champagner aus ausschließlich Chardonnay, der einzigen zugelassenen weißen Traube, nennt sich "Blanc de Blancs" - weiß aus weiß. Es gibt auch andere "Blanc de Noirs", zum Beispiel im Elsass, wo es einige Weißweine aus Pinot Noir gibt. Es gibt also Weißwein aus roten Trauben, Rotwein aus weißen Trauben gibt es nicht, aber...
Wenn weiße Trauben mazerieren
Bei der Herstellung von Weißwein wird die Maische also bei der Gärung nicht im Saft gelassen. Wenn man dies doch tut, entsteht Orange Wein. Das heißt Farbe und Tannine lösen sich aus der Maische und gehen in den Saft über. Deshalb ist Orange Wein auch dunkler als Weißwein, weil die Schale von weißen Trauben, genau wie die Roten, Farbe abgibt. Es gibt aber große Unterschiede bei der Zeit, wie lange die Maische auf dem Saft gelassen wird, bevor sie entfernt wird und der Saft alleine weiter gärt. Viele Winzer in Deutschland und Frankreich lassen bei der Herstellung von Orange Wein, den Saft 5-14 Tage auf der Maische, in Georgien sind 6 Monate nicht unüblich. Dies wirkt sich auch auf den Geschmack und die Konsistenz aus.
Wie schmeckt Orange Wein?
Diese Frage lässt sich ebenso wenig beantworten wie die Frage wonach Rotwein oder Weißwein schmeckt. Die genutzte Traube, das Terroir, das Wetter und der Jahrgang habengroßen Einfluss auf den Geschmack des Weines. Wenn man aber die selben Trauben, aus der selben Parzelle, vom selben Winzer ein mal direkt presst und zu Weißwein verarbeitet, und ein mal mazeriert und zu Orange Wein verarbeitet, ergeben sich folgende Unterschiede:
- Orange Weine sind tendenziell kräftiger, da sie Tannine enthalten als Weißweine. Oft sind sie im Mundgefühl Rotweinen etwas ähnlicher als Weißweinen
- Sie sind oft etwas komplexer da der Wein Geschmacksstoffe aus der Maische und nicht nur dem Saft enthält
- Orange Weine haben oft etwas weniger bemerkbare Säure, da die Tannine die Säure mehr ausbalancieren und Säure dadurch etwas weniger bemerkbar ist.

Ist Orange Wein Naturwein?
Manche Zeitschriften, Pulikationen und Shops werfen Naturwein und Orange Wein (oft gemeinsam mit Pét Nat) in die selbe Schublade. Wer diesen Artikel gelesen hat wird vermutlich jetzt schon vermuten: das ist falsch. Orange Wein, genau wie Rotwein, Rosé und Weißwein, lässt sich ebenso konventionell, also ohne Biologischen Anbau und mit Filtration, Schönung und anderen Eingriffen, herstellen.
Trotzdem ist diese Verwirrung durchaus verständlich. Ohne Frage ist der Anteil an Naturwein-Winzern die Orange Wein herstellen, sehr viel höher als bei konventionellen Winzern. Warum das so ist, ist nicht eindeutig nachweisbar. Wir glauben dass Naturwein-Winzer einfach gewöhnt sind in der Weinherstellung andere Wege zu gehen. Sie müssen sich kreative Arten überlegen, mit schwierigen Jahrgängen die zum Beispiel steigende und fallende Säure und Zuckerwerte mit sich bringen, umzugehen. Eine Gewisse Neugier auf Neues ist dort eine Voraussetzung. Der Weg zu einer fast vergessenen Art Wein herzustellen, ist dann nicht weit.
Orange Wein probieren
Wer Orange Wein probieren möchte, dem empfehlen wir nicht direkt bei Georgischen Quevri-Weinen mit einer Mazerationszeit von 6 Monaten zu beginnen. Bei kurzer Mazeration wird der Trinker*in auch nicht unbedingt auffallen, dass es ein Orange Wein ist, sondern wird eventuell eher eine kräftigeren Weißwein dahinter vermuten. Wenn dieser schmeckt, kann man sich langsam in Richtung kräftigerer Orange Weine vortasten. Übrigens finden wir, dass Orange Weine hervorragende Begleiter zu Essen sein können, vor allem zu Gerichten die oft zu Rotwein gereicht werden. Wir haben für die, die Orange Wein probieren möchten eine Orange Wein Probierbox zusammengestellt, bei der man sich von leicht bis schwerer durchprobieren kann. Wer lieber selbst aussucht, kann sich gerne in unserem Orange Wein Sortiment umschauen.